Der digitale Nachlass ist nach wie vor ein Thema, welches viel zu wenig beachtet wird, obwohl es unglaublich wichtig ist. Die Rechtsprechung ist im Internet noch lange nicht so deutlich, wie z. B. das geltende Recht in Deutschland. Mit dem Internet kamen neue Herausforderungen, neue Möglichkeiten und vor allem neue Sachen, mit denen wir uns beschäftigen müssen. Diese neuen Herausforderungen brachten auch neue Probleme. Wir beschäftigen uns hier heute mit den Problemen beim digitalen Nachlass.

Der digitale Nachlass 

Zur kurzen Erklärung: Der digitale Nachlass ist ähnlich wie der Nachlass, den Sie kennen. Einziger Unterschied zwischen dem digitalen Nachlass und dem materiellen Nachlass ist, dass der digitale Nachlass sich auf alles bezieht, was digital ist. So gehören E-Mail-Konten, Social Media Konten, Clouds, E-Book Abonnements, Software oder Online Banking Konten zum digitalen Nachlass. Auch die Daten auf Hardware-Geräten wie Sticks oder Computer sind Teil des digitalen Nachlasses.

Wenn Sie sich die Menge an verschiedenen Daten ansehen, werden Sie wahrscheinlich auch das ein oder andere Problem bereits erkennen. Im Nachfolgenden gehen wir hier auf einige dieser Probleme beim digitalen Nachlass ein.

Die Probleme beim digitalen Nachlass 

Gerade dann, wenn viele Daten vorhanden sind und man heutzutage schon zu Lebzeiten den Überblick verlieren kann, treten schnell Probleme auf. Einige dieser Probleme können den Erben auch arge Probleme bereiten.

Zugriff verweigert 

Wir schützen unsere Konten und unsere persönlichen Daten im Internet mit komplexen Passwörtern. Diese Passwörter dienen dazu unbekannte Dritte von unseren Konten auszusperren, was an sich auch sehr gut ist und unbedingt so gemacht werden kann. Das Problem ist nur, dass wir im Todesfalle die Passwörter mit in unser Grab nehmen. Gerade für unsere Erben wird es dann schwierig auf unsere Konten zuzugreifen, da nur wir das Passwort kennen.

Durch das fehlende Passwort kann auf unser E-Mail-Programm, unsere Konten in den sozialen Netzwerken, unsere Cloud und sonstigen Konten nicht mehr bzw. nur sehr schwer drauf zugegriffen werden. Für das Entsperren von Handy oder Computer muss vielleicht auch ein IT-Spezialist hinzugezogen werden, aber auf die Konten zuzugreifen ist beinahe unmöglich. Viele Anbieter rücken das Passwort erst nach der Einsicht vieler Dokumente, wie den Erbschein, eine Kopie der Sterbeurkunde oder einen Personalausweis. Andere Konten können mit einer bestimmten Profileinstellung auch einfach den kompletten Zugriff auf das Konto sperren.

Das Konto bleibt „am Leben“ 

Ein weiteres Problem im Internet ist, dass es nicht so funktioniert wie das reale Leben. Wenn wir hier sterben, dann sind wir nicht mehr am Leben und haben die Erde verlassen, das ist im Internet aber anders. Das Internet weiß nicht, dass wir gestorben sind, es weiß nicht, dass es niemanden mehr gibt, der mit einem Konto in den sozialen Netzwerken interagiert und sich dort anmeldet. Für das Internet sind wir bei unserem Tod nicht gegangen, wir sind für das Internet immer da.

Unser Profil bleibt im Internet aktiv bzw. „lebt“ dort vor sich hin. Solange niemand unser Profil abschaltet, können unsere Freunde und Bekannte in den sozialen Medien auch weiterhin mit unserem Profil interagieren. Sie können Nachrichten schreiben, uns irgendwo verlinken und es sieht so aus, als würden wir noch leben. Das ist für unsere Angehörigen bestimmt auch kein schönes Gefühl, zu wissen, dass wir im Internet weiterleben.

Konto verloren 

Ein weiteres Problem ist die Anzahl unserer Konten. Können Sie genau sagen, wie viele verschiedene Konten Sie besitzen? Darunter zählen nicht nur die sozialen Medien, sondern auch Nutzerkonten auf Webseiten, in Online Shops, E-Mail-Konten und so weiter. Es ist sehr schwer den Überblick zu behalten. Wenn wir schon unsere Konten nicht mehr genau kennen, wie ist es dann erst für unsere Angehörigen. Manche Konten haben vielleicht noch Guthaben, andere noch wertvolle Daten oder Dokumente und wieder andere vielleicht sogar Bitcoins. All das wäre dann auf einmal unerreichbar, da unsere Angehörigen nichts davon wüssten.

Hinzu kommt, dass sich gerade Konten bei E-Mail-Providern wie Gmail oder GMX nach einiger Zeit der Inaktivität von selber löschen. Somit sind dann alle Daten, alle E-Mails, alle Informationen für immer gelöscht. Unser Schriftverkehr mit unseren Versicherungen, mögliche Rechnungen, die wir noch bezahlen müssen, mögliche Mahnungen, die per E-Mail versandt wurden. All das wäre unwiederbringbar weg. Das führt mit sehr viel Pech zum nächsten Problem…

Rechnungen kommen weiter

Unsere Rechnungen, Abonnementszahlungen, Mahnungen oder sonstige laufenden Gebühren gehen heutzutage meistens in das Postfach unseres E-Mail-Kontos. Können unsere Angehörigen jedoch auf dieses Konto nicht mehr zugreifen, werden diese nie etwas von den Rechnungen erfahren. Auch die Abonnements werden weiterlaufen und das Geld wird wahrscheinlich per Lastschrift eingezogen. Durch Rechnungen, Mahnungen und Abos können unter Umständen hohe Summen an Geld vom Konto abgebucht, ohne dass unsere Angehörigen davon irgendetwas merken.

Viele Köche verderben den Brei

Dieses Problem entsteht auch bei einem rein materiellen Erbe. Wenn mehrere Menschen zusammenkommen, gibt es auch mehrere Meinungen, das ist ganz klar. Diese verschiedenen Meinungen enden aber nicht selten in Streitereien. Sollen die Profile auf den sozialen Medien erhalten bleiben, gelöscht oder in Gedenkzustand versetzt werden? Was geschieht mit möglichen eigenen Webseiten oder Blogs? All diese Fragen führen schnell und häufig zu Streitereien, gerade dann, wenn es unterschiedliche Meinungen gibt.

Vorsorge hilft 

Um diese Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen, ist es sehr hilfreich, wenn Sie in bestimmten Bereichen Vorsorgemaßnahmen ergreifen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit denen wir uns im nächsten Beitrag etwas genauer befassen werden.

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