Die Ladendiebstähle in Deutschland werden nicht weniger und sind weiterhin ein großes Problem. Allein im Jahr 2023 wurden über 426 Tausend Ladendiebstähle polizeilich erfasst. Gegenüber 2023 ist die Zahl der erfassten Ladendiebstähle somit noch einmal um mehr als 80.000 gestiegen und hat damit auf einen neuen Höchststand in den letzten 10 Jahren erreicht. Dagegen wollen die Ladenbesitzer jetzt vorgehen und nutzen KI-Tools, um die Diebe schneller zu entdecken. Doch schützt die KI vor Ladendiebstahl und wie funktioniert die Technik?
Derzeitiger Schutz vor Ladendiebstahl
Derzeit wehren sich die Läden natürlich auch gegen Ladendiebstähle, allerdings ist das manchmal nicht so einfach, vor allem in verschachtelten Läden. Hilfreich ist dort vor allem, wenn die Kassen am Ausgang positioniert sind, wodurch die Diebe direkt an den Kassen vorbeimüssen. Ein gut geschulter Ladendetektiv erkennt ebenfalls viele Ladendiebe und kann so schon direkt im Laden eingreifen oder die Personen darauf ansprechen.
RFID-Etiketten sind ebenfalls ein guter Schutz gegen Ladendiebstahl, da diese kleinen Etiketten an der Kasse abgemacht werden müssen. Sollten diese nicht entfernt werden, ertönt beim Verlassen des Ladens ein Alarm. Gerade bei Kleidung oder kleinen Gegenständen, die man einfach in die Tasche stecken kann, eignen sich diese Etiketten hervorragend. Teure und hochwertige Artikel sollten nach Möglichkeit eingeschlossen werden oder wie bei CDs und Filmen, nur die Leerboxen ausgestellt werden.
Ladendiebstahl durch eine KI verhindern
Zwar gibt es bereits viele Möglichkeiten, den Ladendiebstahl bzw. die „Inventurdifferenz“ zu verhindern oder dagegen vorzugehen, doch gibt es immer noch sehr viele Fälle, in denen der Diebstahl nicht aufgefallen ist. 2023 sollen nach Schätzungen des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI durch Ladendiebe Waren in einem Wert von ungefähr 4,1 Milliarden Euro entwendet worden sein. Um weiter gegen die Ladendiebe vorzugehen, werden neue Technologien getestet. Neben Überwachungskameras, Ladendetektiven und verschiedenen Sicherungssystemen kommen nun auch die ersten KI-Anwendungen zum Einsatz.
Ladendetektive schauen sich die Überwachungsvideos an und suchen nach auffälligen Verhaltensmustern. Sobald sie diese erkennen, analysieren sie die Personen und versuchen dadurch die Ladendiebe auf frischer Tat zu ertappen. Das ist jedoch für Menschen auch durchaus langweilig und nach wie vor schwierig zu erkennen. Hier soll die KI helfen und unterstützen.
Auswertung der Videos in Echtzeit
Dafür soll die KI-Anwendung in Echtzeit die Aufnahmen der Überwachungskamera analysieren. Die Anwendungen sind auf verschiedenen Parameter trainiert. So achten einige Anwendungen auf verschiedenen Gesten und Verhaltensmuster der Kunden, andere wiederum sind auf das Produkt trainiert und dessen Aussehen.
Die KI nimmt die Videoüberwachung, analysiert das Videomaterial und stuft das „Gesehene“ eigenständig ein. Entweder wird die Bewegung oder das Verhaltensmuster als harmlos oder als Diebstahl eingestuft. Wird eine Bewegung als Diebstahl eingestuft, erhalten die Mitarbeiter einen Alarm und können so den Dieb fassen und zur Rede stellen. Bei einem Hersteller erhalten die Mitarbeiter zusätzlich zum Alarm auch den dazugehörigen Videoausschnitt und können dann selbst entscheiden, ob es sinnvoll ist einzugreifen oder nicht. So haben die Mitarbeiter auch direkt einen handfesten Beweis und können die Täter überführen.
Die KI lernt immer dazu
Damit die KI immer mehr Ladendiebstähle aufdeckt, lernt diese immer dazu. Wenn zum Beispiel eine Geste falsch von der KI interpretiert worden ist, wird dies beim nächsten Mal nicht mehr passieren. So eine Geste kann beispielsweise das Herausnehmen eines Gegenstandes aus der Tasche sein, anstatt dass etwas in der eigenen Tasche verschwindet. Die KI lernt aus diesem Fehler und kann so einen Unterschied dazwischen erkennen.
Wird der Detektiv dadurch ersetzt?
Nein, das kann er auch gar nicht. Einer solchen KI-Anwendung fehlt nämlich etwas Grundlegendes – sie kann nicht einschreiten und den Ladendieb festhalten. Außerdem ist die KI nicht in der Lage zu unterscheiden, ob das Handeln böswilliger Natur ist oder aus Versehen aufgetreten ist. Diese Entscheidung muss der Mensch fällen und dann dementsprechend reagieren. Denn nur weil jemand aus Versehen ein Produkt vergessen hat zu scannen, muss man ihn doch nicht direkt zur Rede stellen und mit einer Anzeige drohen, oder?
Dazu kommt, dass die Anwendungen auf bestimmte Verhaltensmuster, wie langes Stehen, trainiert worden sind. Wenn ein Käufer jetzt eher von der unentschlossenen Sorte ist und viel überlegt, während er vor dem Regal steht, ist das noch lange kein Anzeichen für einen Ladendiebstahl. Der Mensch kann dies besser beurteilen als eine KI.
Wie ist das mit dem Datenschutz?
Ein Anbieter sagt aus, dass seine Anwendung DSGVO-Konform ist, da sie nur die Waren und Bewegungen aufnimmt und zueinander in ein Verhältnis bringt. Die KI nimmt keine biometrischen oder personenbezogenen Daten auf, wodurch die Privatsphäre der Kunden geschützt bleibt.
Generell muss die KI, sofern sie in Deutschland angewandt wird, der DSGVO und den deutschen Datenschutzrechten entsprechen. Daran führt kein Weg dran vorbei. Mit dem Inkrafttreten des AI Acts gibt es zudem ein weiteres Gesetz, an dass sich die KI-Anwendungen halten müssen.
Fazit
Die KI kann zwar nicht direkt vor Ladendiebstählen schützen, allerdings kann sie dazu beitragen, dass die Diebstähle deutlich reduziert werden. Nur ein Bruchteil aller Ladendiebstähle werden polizeilich erfasst. Schätzungsweise bleiben jedes Jahr gut 24 Millionen Ladendiebstähle ungeklärt und unentdeckt. Da kann die KI das menschliche Personal unterstützen und so den Einzelhandel vor Verlusten schützen. Wir können gespannt sein, wie sich diese Technologie weiterentwickelt und wie zuverlässig die KI wirklich ist.
Ihr Agenturteam von Lenner Online Marketing